Passion nach dem Evangelisten Matthäus
Historia des Leidens und Sterbens unseres Herrn und Heiland Jesu Christi (SWV 479)
Warum wir dieses Werk lieben
Die Uraufführung der Matthäus-Passion fand am Sonntag Judika 1666, in Schützens 81. Lebensjahr, statt. Am Palmsonntag danach erklang auch seine, einige Jahre früher entstandene, Lukaspassion und am darauffolgenden Karfreitag noch Schützens im Vorjahr entstandene Johannes-Passion. Alle drei Passionen sind reine a-cappella-Werke, wie es die Tradition für die Passionszeit in Dresden vorschrieb. Schütz hat seine Passionen äußert rational musikalisch geplant.
Er setzt überaus wirkungsvoll musikalisch-rhetorische Figuren ein: absichtlich inkorrekte Stimmführungen zur Charakterisierung der falschen Aussagen der Hohepriester; Zahlensymbolik (elfmal fragen die Jünger „Herr, bin ich‘s?“,) komplizierte rhythmische Schachtelungen bei den chaotischen „Barrabam“-Rufen und genau dosierte Chromatik, die besonders wirkungsvoll wird, wenn sie den Lektionston des Evangelisten sprengt und der Evangelist seinen neutralen Bericht mit großer persönlicher Anteilnahme überhöht. Schützens Matthäus-Passion gilt als die vollkommenste a-cappella-Passion der Musikgeschichte.
Was bei einer Aufführung wichtig ist
Die Aufführung des Werkes steht und fällt mit einer guten, deklamatorischen und dramatischen Erzählung. Alle Mitwirkenden müssen sich diesem Ziel verschreiben, insbesondere der Evangelist, der in seinen choralartig komponierten Melodien jede emotionale Facette farbig hörbar machen sollte.
Der Chor hat oft nur sehr kurze Einwürfe, die sofort in der entsprechenden Präsenz und Klarheit erklingen müssen. Im Chorsatz lassen sich viele rhetorische Figuren entdecken, die den Text interpretieren. Hat man diese entdeckt, hilft dies bei einer lebendigen musikalischen Darstellung.
Und natürlich: bei einer so langen a-cappella-Aufführung ist eine gute Intonation absolut notwendig.