465. NoonSong am 27.04.2019 um 12:00 Ensemble Vox nostra zu Gast
Kirche Am Hohenzollernplatz Berlin Nassauische Strasse 66, Berlin, Berlin, Deutschland
Der heutige NoonSong führt musikalisch 1000 Jahre zurück, zum Ursprung der notierten Musik. Der einstimmige liturgische Gesang verschmolz im ersten Jahrhundert arabische, griechische und jüdische Musikformen. Um die Jahrtausendwende erreichte der gregorianische Choral als hoch differenzierte Kunstform einen Höhepunkt. Die schwebende, meditative, fremdartige Musik zieht heute, über 1000 Jahre später, mehr und mehr Menschen in ihren Bann.
Zu Lebzeiten war Antonio Caldara ein Superstar. Die Opern des Venezianers feiern längst wieder neue Triumphe, sein umfangreiches kirchenmusikalisches Werk aber wird gerade erst wiederentdeckt. In seiner „Vesper in C-Dur“ verbindet sich italienische Eleganz und kontrapunktische Meisterschaft.
Die Faszination für den gregorianischen Choral ist ungebrochen. Die einstimmigen Melodien schweben ohne fixierten Rhythmus im Raum und beleuchten die Kunstfertigkeit einer Zeit, welche fälschlich "finsteres Mittelalter" genannt wird.
Die Faszination für den gregorianischen Choral ist ungebrochen. Die einstimmigen Melodien schweben ohne fixierten Rhythmus im Raum und schaffen eine einzigartige entrückte Atmosphäre. Gleichzeitig interpretieren sie die biblischen Texte mit den rhetorischen Mitteln eines geschulten Predigers.
Heute erklingt die ganze Bandbreite der gregorianischen Musik: Die groß angelegten Kompositionen des Introitus und des Graduales sind herausragende Zeugnisse einer über 1000 Jahre alten Musikkultur. Sie werden ergänzt durch deutschsprachige Gesänge auf alte gregorianische Melodien.
Am dritten Advent steht der Lobgesang des Zacharias im Zentrum. Der alte Priester lobt Gott und preist die Verheißung, dass der Erlöser kommen wird. Dieser bewegende Text, der fest verortet im Morgengebet der Kirche (Laudes) ist, wird sowohl im Evangelium nach Lukas gelesen als auch nochmals als gregorianischer Choral rezitiert.
Nur fünf Quellen gibt es für den altrömischen Choral, eine Frühform des gregorianischen Chorals aus dem 5. bis 7. Jahrhundert. Faszinierend sind seine langen schweifenden Melodien, welche die Sänger wie die Zuhörenden in meditative Versenkung einstimmt. Das Graduale "Christus factus est" hingegen entstammt der Blütezeit der Gregorianik um das Jahr 1000 und überrascht mit seiner ausdrucksstarken Melodieführung.