Mit Chormusik von Tallis, Byrd, Gibbons und Goldwin erklingen in diesem NoonSong Werke der englischen Kathedralmusik vom Beginn der Kirchenspaltung bis hin in die Barockzeit. Typisch englisch, typisch anglikanisch - und gleichzeitig europäisch vernetzt und die katholische Tradition fortführend.
Die Texte zum Pfingstfest, vor allem die berühmten Hymnen, gehören zu den poetischsten der Kirche. Große achtstimmige Kompositionen von Palestrina und dessen Nachfolger Victoria bringen die mystischen Texte zum Schweben und lassen in ihrer fast überirdischen Schönheit den Heiligen Geist erahnen.
Wunderbare Chormusik gibt es in diesem NoonSong zu entdecken. Die liturgische Musik von Benjamin Britten ist hierzulande weitgehend unbekannt: typisch englisch-hymnisch, aber auch typisch Britten mit Mehrtonalität und interessanter Rhythmik. Charles Wood kennt man in Mitteleuropa kaum. Und der litauische Komponist Miskinis mit seiner effektvollen, aber gleichzeitig anspruchsvollen Musik wird häufiger in Konzerten und Wettbewerben als in Gottesdiensten gesungen.
Zwei Psalmvertonungen jüdischer Komponisten erklingen in diesem NoonSong erstmals. Was könnte besser den jüdischen Architekten der Kirche Ossip Klarwein ehren als eine Vertonung der Psalmworte "Wie lieblich sind Deine Wohnungen" durch den jüdischen Berliner Komponisten Lewandowski. Dazu erklingen Psalmen auf hebräisch von Tzvi Avni, der als Hermann J. Steinke in Saarbrücken geboren wurde und heute zu den wichtigsten und ältesten israelischen Komponisten zählt. Ergänzt wird das Programm mit einem Magnificat von Oliver Barton, das Einflüsse von Pop und Jazz in eigenständiger Weise verbindet.
Wie unterschiedlich die frühbarocke geistliche Musik klingen kann, wird heute deutlich: Der Palestrina-Schüler Viadana schreibt in Rom klangprächtige, demütige Musik für den katholischen Gottesdienst, während der Protestant Schütz im venezianischen Stil in der vollen Achtstimmigkeit und mit Solisten konzertiert.