{"id":44450,"date":"2024-03-04T11:43:54","date_gmt":"2024-03-04T10:43:54","guid":{"rendered":"https:\/\/noonsong.de\/?p=44450"},"modified":"2024-03-04T11:43:57","modified_gmt":"2024-03-04T10:43:57","slug":"heinrich-schuetz","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/noonsong.de\/2024\/03\/04\/heinrich-schuetz\/","title":{"rendered":"Heinrich Sch\u00fctz:"},"content":{"rendered":"\n
Die Urauff\u00fchrung der Matth\u00e4us-Passion fand am Sonntag Judika 1666, in Sch\u00fctzens 81. Lebensjahr, statt. Am Palmsonntag danach erklang auch seine, einige Jahre fr\u00fcher entstandene, Lukaspassion und am darauffolgenden Karfreitag noch Sch\u00fctzens im Vorjahr entstandene Johannes-Passion. Alle drei Passionen sind reine a-cappella-Werke, wie es die Tradition f\u00fcr die Passionszeit in Dresden vorschrieb. Sch\u00fctz hat seine Passionen \u00e4u\u00dfert rational musikalisch geplant.
Er setzt \u00fcberaus wirkungsvoll musikalisch-rhetorische Figuren ein: absichtlich inkorrekte Stimmf\u00fchrungen zur Charakterisierung der falschen Aussagen der Hohepriester; Zahlensymbolik (elfmal fragen die J\u00fcnger \u201eHerr, bin ich\u2018s?\u201c,) komplizierte rhythmische Schachtelungen bei den chaotischen \u201eBarrabam\u201c-Rufen und genau dosierte Chromatik, die besonders wirkungsvoll wird, wenn sie den Lektionston des Evangelisten sprengt und der Evangelist seinen neutralen Bericht mit gro\u00dfer pers\u00f6nlicher Anteilnahme \u00fcberh\u00f6ht. Sch\u00fctzens Matth\u00e4us-Passion gilt als die vollkommenste a-cappella-Passion der Musikgeschichte.<\/p>\n\n\n\n
Die Auff\u00fchrung des Werkes steht und f\u00e4llt mit einer guten, deklamatorischen und dramatischen Erz\u00e4hlung. Alle Mitwirkenden m\u00fcssen sich diesem Ziel verschreiben, insbesondere der Evangelist, der in seinen choralartig komponierten Melodien jede emotionale Facette farbig h\u00f6rbar machen sollte.
Der Chor hat oft nur sehr kurze Einw\u00fcrfe, die sofort in der entsprechenden Pr\u00e4senz und Klarheit erklingen m\u00fcssen. Im Chorsatz lassen sich viele rhetorische Figuren entdecken, die den Text interpretieren. Hat man diese entdeckt, hilft dies bei einer lebendigen musikalischen Darstellung.
Und nat\u00fcrlich: bei einer so langen a-cappella-Auff\u00fchrung ist eine gute Intonation absolut notwendig. <\/p>\n\n\n\n