622. NoonSong am 22.04.2023 um 12:00
Kirche Am Hohenzollernplatz Berlin Nassauische Strasse 66, Berlin, Berlin, DeutschlandImmer wieder erklingen im NoonSong Werke von Komponisten, deren Namen den Wenigsten ein Begriff sind. Manche von diesen weitgehend unbekannten Komponisten sind für die Musikwissenschaft von Bedeutung, so dass Spezialisten bei diesen Namen aufhorchen, andere genossen zu Lebzeiten hohes internationales Ansehen und sind heute vergessen.
So ist es mit dem in Mannheim geborenen deutschen Dirigenten und Komponisten Heinrich Esser, von dem wir heute erstmals eine schlichte Vertonung des 23. Psalmes hören.
Esser studierte bei den renommierten Kompositionslehrern Franz Lachner in München und Simon Sechter in Wien. Er war Kapellmeister am Nationaltheater in Mannheim, später am Theater in Mainz. Dort unterrichtete er u.a. auch Peter Cornelius. 1847 wurde er Kapellmeister am Wiener Hoftheater. Er setzte sich sehr für die Werke Richard Wagners ein und dirigierte die Wiener Erstauffühung des Lohengrins.
Mit 53 Jahren verstarb er, hoch geehrt, an Tuberkulose. Seine Opern, und seine fünf Sinfonien stehen heute nicht mehr auf den Spielplänen. Die heute zu hörende Psalmvertonung ist auch ein Zufallsfund.
In Harmonik und Melodik steht sie ganz in der Tradition Mendelssohns und der zweiten Berliner Liederschule - zurückhaltend in der Harmonik, klangschön und mit guter Textverständlichkeit. Die Worte „und ob ich schon wanderte im finsteren Tal“ inspirieren den Komponisten zu einem fugierten, dramatischeren Abschnitt, der in großer Tiefe, wirklich im finsteren Tal, endet und der das musikalische Geschick des Komponisten hörbar werden läßt.